1.
Von etwa 15 bis 18, kurz und jung, war ich ein "Aquarellist", ein Maler.
Der Kunstunterricht bei Günther Scholl ist der umfangreiche Auslöser, aber die häuslichen
Weitermalereien, einige Malexzesse im Urlaub erscheinen mir qualitativ als die
Hälfte des Malergebnisses - quantitativ sind das etwa 20 Prozent meiner
Aquarelle. Diese Aquarelle halte ich für ein abgeschlossenes
Werk. An ihren technischen Grenzen liegen kindliche Wachsmalereien und
nachschulische Versuche, noch einmal zu malen - Acryl, Öl - aber das bleiben
Geräusche, während der eigentliche "farb.land"-Klang sich in meiner
Pubertät entfaltete. Ein vordergründig hässlicher Klang. Eine Aquarell-Welt,
die eine betrachtende Viertelstunde erbittet, und versprechen kann, dass sie
dann, indem ihre Spielregeln sich visuell erklären durften, zu toben und zu
berichten beginnt.
2. Von etwa 8 bis 18, und nochmals von 21 bis vielleicht 30,
war ich ein
Grafiker. Das war die Zeit, in der ich die rohen
Grundlagen von "form.land" mit dem
Kugelschreiber anfertigte. Und zwar immer dann, wenn Menschen um mich
herumsaßen und die Zeit sich dahinschleppte. Mit der Geste, ich würde
irgendetwas notieren, zeichnete ich. Nach der Schulzeit zeichnete ich meist nur noch
Linien mit
einem blauen oder schwarzen Kugelschreiber. In der Schulzeit erstellte ich
pubertäre Grafiken mit dem Arsenal
meines Schreibmäppchens. Etwa 200 fantastische kindliche Zeichnungen, meinen
grafischen Anfang
zwischen 8 und 10, hat meine Mutter weggeworfen. Genau ein gemalter Fisch aus
dieser Zeit überlebte, eines der damals mickrigsten Bilder. Als Lesezeichen
rutschte dieser Fisch, vergleichbar mit dem lebenden Fossil "Latimeria",
mir ein Jahrzehnt später aus einem Buch entgegen: Gemordetes erstes
Künstlerleben.
Überlebt hat dann das skurrile Grafik-Werk des Gymnasialschülers. Es füllt
nun eine grafische Abteilung meines "form.land"-Museums. Da entwickeln sich
nebenbei kleine Malpflänzchen, die dann den eigenen Stil zeigen, mit dem ich in
den folgenden zehn Jahren Konferenzen füllte.
Diese Grafik war kompositorisch erste Sahne, maltechnisch aber unzureichend. Ich
trug sie durch die Zeit, und diese Zeit trug mir Malprogramme am Computer zu,
mit der ich ab 2011 die Kompositorik der Grafiken würdigen konnte. Mir ist, als
hätte ich von 18 bis 30, zur rechten Zeit, grafische Entwürfe gezeichnet, und
nach meinem vierzigsten Lebensjahr dann, auch wieder zur rechten Zeit, die
Entwürfe professionalisiert.
Die Aufarbeitung durch computergrafische Arbeit bei meinen
Kugelschreiber-Grafiken bewerte ich als hälftige Leistung neben dem Zeichnen
der Entwürfe Jahrzehnte früher. Und nahtlos im Bildeindruck fließt das über
in ganz aus dem Computer gewachsene Grafik. Mein Museum "form.land"
wird damit mehrspurig: Handerstellte Grafik, am Computer aufgearbeitete handerstellte Grafik, rein am Computer erstellte Grafik
und schließlich Skulpturen. Ein großer Bogen
- der aber in meiner Seele eine einzige Kunstwelt umreißt: Hinter ihr liegen die wabernden Farbflächen, und vor ihr liegt alles, was aus der
Fotografie heraus wuchs.
3. Ziellos fotografierten ein Mitschüler und ich ungefähr in
unserem siebzehnten Lebensjahr ein wenig und entwickelten es im Schwarzweißlabor.
Ziellos fotografierte ich auch als Student, der irgendwie immer ein Schwarzweißlabor zur Verfügung hatte. Na gut, ich gebe es zu:
Das Ziel wurden zunehmend Aktfotos. Privat dichtete ich da Hymnen auf die
hübschen nackten Körper. Veröffentlichen muss ich das nicht. Auch Farbfotos
fotografierte ich ab etwa 17 selbst. Das waren vor allem Reisedokumentationen.
Später dann die erste exklusive Fotodokumentation: Wandmalereien meines
Studentenwohnheims. Da habe ich die Kamera wohl zum erstenmal auf
"Kunst" gerichtet. Insgesamt fotografierte ich nur Privates und
Dokumentarisches bis 1992. Fotos direkt als als Kunstwerk? Nein, kein
Gedanke daran. Aus dem Rat eines Fotografen - "knipse immer Dias, die sind
fototechnisch am vielfältigsten einsetzbar" heraus erstellte ich bei
Buntaufnahmen fast nur Dias. Das erwies sich als Weichenstellung für spätere
Sandwichdias und den Fotoeinsatz in "Hyperkino".
1992 sichtete ich im Atelier des Uni-Film Stuttgart alle meine
bis dahin angehäuften Fotos. Erstens erhielt ich da ein Gefühl für das eigene
künstlerische Foto an sich - etwa 500 von 5000 Fotos empfand ich, obwohl ganz
nebenbei geschossen, schon als gut. Zweitens aber, zentraler: Die
Sandwichtechnik explodierte vor meinen Augen. Ich legte Dias paarweise am
Lichttisch übereinander und traf auf surreale Bilder. Meine Fotosichtung
verlangsamte ihr Tempo, und ich erstellte etwa ein halbes Jahr lang manisch
Sandwichdias. Als alle damaligen Fotos gesichtet waren, als dabei etwa Tausend
Sandwichdias ihren eigenen, von mir so nie anderswo gesehenen Kunstanspruch
anmeldeten, fühlte ich mich innerlich satt und leer. Spätere Versuche, aus
zwei übereinandergelegten Fotos Kunstwerke zu montieren, klappten nie mehr.
Diesen Sandwichfotos widme ich eine
eigene Domain "Psychodelia",
und es gefällt mir, dass sie Ausgeburt einer auf 1992/93 datierbaren einzigen
manischen Schaffensphase sind.
Vierspurig kommt mein Museum
der Fotografie "Phantaphoto" insgesamt
daher: Erstens gibt es eine kleine Welt der veröffentlichbaren
Schwarzweißfotos. Ihnen widme ich insbesondere den Text-Foto-Band
"Beton City". Zweitens gibt es Farbfotos, die ich an sich, ohne Trick und
Nachbearbeitung, für gut halte. Da sehe ich mich umgeben von mächtiger und
wunderbarer fotografischer Konkurrenz - und vermeide den Wettbewerb. Stattdessen
liebe ich die Nutzanwendung.
Meine Kunstfotos dienen als Covers, Textpartner,
Bestandteil einer Geschichte, als Moment einer Bildschau in "Hyperkino". Nicht
unwesentlich: Meine Eigenfotos
ersparen mir den Stress des Erwerbs von Urheberrechten. In einer dritten Spur
bewegen sich meine Sandwichfotos. Und viertens, am ehesten in der Tradition der
Sandwichfotos, haben sich bei der Computeraufarbeitung meiner gescannten Dias zwischen
2008 und 2010 stolze Heere von Fotomontagen dazugesellt. Das
wandert hinüber zum Konzept, Fotos malen zu lassen - von Maschinen, von
Auftragsmalern, mal schauen. Die Domain "Augenweiden" zeigt meine
Vorstellungen.
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4. Zwei Abteilungen hat mein
"Filmmuseum". Seine eine Abteilung ist schlicht das
filmische Archiv von "Hyperkino". Die Filme dort sind
"Endlosfilme", eine von mir kultivierte Kategorie aus kargen,
wortlosen, langen Filmszenarien. Als ehemaliger Super-8-Filmer hatte ich mich da
ins plötzliche Geschenk des stundenlangen Filmenkönnens mit der
Videokamera so hineingestürzt, wie es nur in Pionierphasen eines
Mediums passiert.
Die andere filmische Abteilung ist nicht in dem Sinne mein
Eigentum, wie es Malereien, Grafiken, Fotos und Endlosfilme sind. Alle meine
Kurzfilme nämlich entstanden aus Gruppenimpulsen heraus. Schon 1996 veranstaltete ich im
Kommunalen Kino Stuttgart eine Werkschau mit dem Titel "Heimkino
endlos" - und diese Überschrift umreißt bis heute am treffendsten den
Mischmasch, wie er eben bei Teamarbeit herauskommt. Radikal und banal sehe ich da
gar nichts als "Kunst" an. Künstler, die ihre Hotelaufenthalte
filmen, ihren Alltag stilisieren, gibt es schon, und sie machen das durchaus
glaubhaft. Meinen Kurzfilmen bis 2011 hingegen glaube ich nur die Tendenz zur Party: Ich
bin auf ein Filmprojekt aufgesprungen, wenn es ein vergnügtes
Gruppenereignis zu werden versprach. Sei es beim Drehen, sei es beim
Herumgereichtwerden in irgendwelchen Kurzfilmfestivals: Filmemachen taugt als
Action-Urlaub. Man muss sich nur vor Überarbeitung
hüten. Bloß kein Film in Kinolänge! Bloß kein szenischer Aufwand! Meine
Kurzfilme sind Eintagsfliegen, Trash-Werke, Amateurproduktionen. Heim zum
Heimkino mit ihnen :-)
5. Meine Medienkunst möchte ich eigentlich da platzieren, wo
die Bildhauer meißeln. "Installationen", Environments" - die Künstler
haben ihren Konstruktionen ausufernde Namen gegeben. Bei mir gibt es im
Kern aber echte
Skulpturen, im Erstentwurf fast immer in Metall erstellt, doch ohne weiteres in
Beton z.B. fortführbar, wie "Polyphem" mit seinem einen Auge, "Plasmatier",
"Er gegen ihn", "Tiefenhöhen". Solche Skulpturen sind mein Drehpunkt, aus dem heraus
dann Raumgreifendes wie "Teleskop" und "Fernsehklinik" wuchert.
Im Herzen habe ich bei "Medienkunst" meinen Wunsch nach mindestens
menschengroßer räumlicher
Skulptur, bis hin zu elektrischer Architektur, ausgelebt.
Die innere Vorgeschichte, bei der ich schon im Medium badete,
ohne Medienkunst zu betreiben, ist sehr speziell: Etwa zwei
Jahre arbeitete ich gelegentlich als
Fernsehmoderator - 1991 und 1992. Der Tag auf dem Volksfest in Bad
Cannstatt, als mir die Sekretärin beim Warten auf die Achterbahn mit
den drei Loopings sagte "Der Chef will dich ausrangieren",
führte dazu, dass ich am Folgetag eine Freundin fragte: "Hey, ich
bin bald raus aus dem Laden, aber das war klasse. Willst du mich als
Medienkünstler managen?"
6. Gedichtet habe ich ab 13. Bis ich 18 war, gab es von mir etwa
50 Gedichte. Mickrig das ganze also. Wir hatten eine Klasse mit drei Jung-
Dichtern, einer davon, nicht ich, war sogar gut. Beim Weiterleben passierten mir
Gedichte sehr nebenbei und gingen sicher zur Hälfte verloren. Ich sitze
heutzutage auf vielleicht 500 Gedichten und denke, dass die Welt sie nicht
eigentlich braucht. Prosa getextet habe ich nur vorübergehend
in meiner
Studentenzeit. Da wuchs zwar rasch einiges
an Literatur - aber ich folgte später nicht dieser Spur. Meine
Bühnenstücke, die Beton-City-Kurzprosa - all das war bis 1996 etwa fertiggestellt.
Meine Aquarelle verkaufe ich niemandem, und meine Texte liegen zum Verschenken
herum.
7. "Zum
Verschenken" wird die Kunst ja ganz überwiegend seit der digitalen
Revolution. Ab der Erfindung des Buchdrucks ist Lesbares und Grafisches
billig. Seit der Erfindung der Fotografie verewigt auch das Volk, was es
sieht. Die Erfindung der Schallplatte und des Tonbandes konservierte
zunächst Musik, alsbald ging der aufgenommene dem aufgeführten Klang
sogar voraus. Ab den letzten Achzigern rollte dann mit der Wucht einer
exponentiellen Wachstumskurve die Zerlegung von allem und jedem in
Nuller und Einser ins Heim - die Digitalisierung. Ich habe das miterleben dürfen - heraus aus
dem Analogen flutschte ich ins Digitale und widme ihm
z.B. "Augenweiden - Gemälde aus Fotos": Was der Computer künstlerisch packen
kann, gebe ich ihm zum Fressen.
8. Das war es - Punkt 1 bis 7.
Produkte
von "form.land", Werke der "Augenweiden"
und Fotos insbesondere aus "Psychodelia" biete ich zum Verkauf an. Die Filme
führe ich gelegentlich vor. Bereit stehen meine Museen "farb.land" mit
Gemälden, "form.land" mit Grafik
und Skulptur,
"Phantaphoto" mit Fotos von nützlich bis kunstvoll, "Hyperkino",
ein "Tempel aus Filmen" und schließlich "Visionum - das Museum
der Ausstellungen". Wenn jemand eine Idee und die Mittel zur Verwirklichung
hat, um einige meiner Werke mit Party zu verknüpfen, und wenn dabei Werbung
für Firmen nicht mit meinen Werken verknüpft wird - das ist mein Fahrwasser.
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