Chris
Mennel |
Kunst 2016 |
Situation 2016
Oben das ist ein Schnappschuss einer Seite aus dem Internet, die ein US-Startup ohne mich zu fragen, ohne irgendwen zu fragen mittels Big Data Management erstellt: Zu jeder beliebigen Person werden bei Anfragen blitzartig Materialien über diese Person aus dem Internet zusammengeklaubt und mit Werbung ("Taylor Swift", "Buy Album") verquirlt. Die gezeigte "Homepage" ist ein Werbeprodukt und hat nichts mit mir, mit meinem Willen und Einverständnis, zu tun. Es gibt z.B. keine "Radio Station of Chris Mennel" - sondern wer da hinklickt, bekommt akustische Werbung. Unzulässig im aktuellen Deutschland wegen Eingriffs in das Persönlichkeitsrecht wäre die Behauptung dieser Seite, diese Scheiß-Werbung ("Justin Bieber") würde ich namentlich empfehlen. Aber US-Amerikaner wenden "ihre" "Rechtsprechung" auf die Internet-Welt an und versuchen derzeit mit CETA--> TTIP, Europa da hin gehend zu erpressen, dass es noch mehr zur Wirtschaftskolonie von Großfirmen wird. |
2016
entferne ich mich von der kunsthaften Kunst, vom Grübeln, was Kunst
sei, wo ich Kunst mache und wo eher nicht, vom Pathos des Kunstmachens. Meine gelegentlichen Aktionen sondern seitdem nur manchmal Kunst ab. Es beruhigt die Menschen, wenn jemand kein Künstler ist. Die Aktionen sind soziale Türöffner für besondere Momente, für aufregende Ideen, für Abenteuer außerhalb der verkauften und beworbenen Plastik-Abenteuer. Ich nutze die nunmehr preiswert beliebig genau und technisch qualitätsstark zur Verfügung stehenden Angebote der digitalen Revolution hinein in eine Lebensphase, in der ich gesund, aber von sozialen Zwängen zeitweise befreit bin. Ich muss nicht viel arbeiten, um mein Geld zu verdienen. Das erreicht zu haben war viel Arbeit, und es zu wahren, erfordert einige Arbeit. Ich kann nun etwas unternehmen, muss aber endlich nicht mehr so viel Arbeit absolvieren. Neuerdings habe ich die Möglichkeit - und auch gleich die Notwendigkeit - darauf zu achten, mir nicht wieder eine Ausweitung von Pflichten oder Ansprüchen aufzuhalsen. Mein Blick nach vorne, meine Bewegung in der Gegenwart Richtung einer Zukunft in Einklang mit mir und nicht mit Werbesprüchen und nicht mit Verwaltungs-Anforderungen möchte so unbelastet von Fremdeinflüssen wie möglich sein. Fremdeinflüsse beginnen schon, wenn ich irgend jemandem sage, was ich vorhabe. Zack, reibt dieser Irgendjemand mir alsbald unter die Nase, ich hätte doch dieses und jenes Vorhaben verkündet, und meint, das müsse nun eintreten. Nein. Es muss eben nicht eintreten. Es kann eintreten. Das ist ein Unterschied wie Berg und Tal. Das Tal ist das Müssen. Da muss der Fluss fließen. Der Berg ist das Können. Da kann der Schnee schmelzen oder bleiben. Da kann das Wasser ins Tal gehen oder verdampfen. In solche durchaus politisch betrachtbare Stimmung hinein - wer mich bewirbt, stirbt, wer mich festzulegen versucht, flucht - schaffe ich mir Raum, zu genießen. Ich bin dabei immer weniger Konsument und immer mehr Produzent. Längst bin ich allerdings schon Konsument meiner bisher geschaffenen Kunst. Mein Haus mit seiner Einrichtung, meine Internet-Seiten in ihrer Pracht, meine Sammlungen in ihrer Masse, die Dateien meiner Festplatten - das ist immens, und ich laufe wie durch Schlösser - angenehmerweise ohne lange Reise: Selbst erstellte Kunst als rares Geschenk. Als Geschenk, dass ich nicht kaufen könnte und mir niemand sonst bietet. Also Kunst als Reichtum. Als Reichtum mit einem Beigeschmack, bei dem Kunstsucher die Miene verziehen: Der Kunst in meinem Hause, der Pracht auf meinen Homepages wird nicht öffentlich applaudiert. Meine Kunst bleibt verborgener Reichtum, wie viele Kunst. Der Geldwert von Kunst, die als Kunst präsentierte Moderne hat zu viel Blindheit und Zufälligkeit, um als Maß für den Wert von Kunst zu dienen. OK, soweit der Stolz auf eine nun umfangreiche Künstler-Geschichte, gekreuzt mit erfahrungsbedingtem Abschmettern von gängigen Sprüchen und Ansprüchen meiner mal lieben, mal mechanischen, gelegentlich eben auch tückischen, mir oft blind, verkauft, gar versklavt erscheinenden Mitwelt. Und voran geht es mit den Wunderwerkzeugen der digitalen Revolution. |
Ich beeile mich als
Künstler. Ich beeile mich, seit ich überhaupt beschloss, Medienkunst zu
machen - irgendwo 1992. Zunächst war dieser Beschluss eine Auswirkung meiner
Zeit als Fernsehmoderator. Und auch jetzt, Mai 2016, wo ich mit dem zweiten Smartphone hantiere und die Welt durch ein Gebilde von Faustkeilgröße
sammeln, abbilden, im persönlichen Rahmen manipulieren kann (und
von Großkonzernen heimgesucht werde mit Manipulationsversuchen und den
Eindruck habe: Meine Mitwelt versinkt in diesen schlauen Manipulationen), beeile
ich mich. Denn zum Glück habe ich Nerds als Freunde. Die zeigen mir seit langem die Zukunft. Ich erinnere mich nach wie vor, wie ich im Keller des Gebäudes K2 schon Ende der 80er vor einem Gerät stand, das mit den USA korrespondierte. Die Kollegen schickten einander Aktfotos im ASCII-Format (vergesst nie den Sex, ihr Geschichtler - ihr unterschlagt damit ein Drittel der Beweggründe). Aktuell machte mich ein Nerd mit einen Maler bekannt, der anhand von Fotos in beliebigen Stilen das Fotomotiv zu malen imstande war. Es handelte sich um eine KI = künstliche Intelligenz, um einen flexibel auf das Motiv eingehenden Computer... Ich sehe im Lernen, im Kunstmachen, in der Verwaltung bis hin zur Rechtsprechung - in einem weiten Feld sehe ich die Revolution erneut anrollen, während wir noch mit „Personal Computern“ unseren Job machen: KI. Und ich beeile mich, bevor meine Assistentin für mich ans Telefon geht - und gar kein Mensch mehr ist - noch diese gewaltige kurze Phase zu packen, in der wir jetzt gerade stecken, dass die Welt uns im Heim zur Verfügung steht und wir noch als Menschen mit Menschen kommunizieren. Das wird clever bei den Firmen, mit dummen Verstrickungen bei der Verwaltung und mit Einbußen bei bisherigen Domänen der Kunst geändert werden. Die Roboter werden nur vielleicht materiell um uns herumstolpern. Sicher bin ich nun aber, dass sie in der Interaktion uns aufsuchen werden - und wir sie gar nicht mehr von Menschen unterscheiden können. Als Künstler freue ich mich da drauf. Gegenüber US-Konzernen, die das jetzt schon vorbereiten, dabei aber den Menschen US-kapitalistisch plump einschätzen, sehe ich viele wie mich als David an, der Goliath studiert. Wir können uns gegenüber den Konzernen über Wasser halten, meine ich. Politisch wird das brisant. Es wird das tückische letzte Mal sein, dass die Erste Welt einen Trumpf gegenüber einem in der Bilanz bösartigen mittelalterhaften Umfeld bereithält. Wenn diese Erste Welt sich da spätkapitalistisch verhält und zu verkaufen, verkaufen versucht, wird sie vom Mittelalter heimgesucht. Hoho, das grenzt jetzt an Sprüche von Nostradamus. Bleiben wir auf dem Boden: Ich nutze die Angebote der digitalen Revolution, lebe damit ein wenig (viel weniger als andere), versuche dieses Leben zu dokumentieren und zu reflektieren (mehr als andere) - und einer meiner Reflexe ist, dass ich auf einer weißen Leinwand (die digitale Revolution) ein Bild zu malen imstande bin. Ich warte, ob Kunst kommt, ohne sie irgendwo noch zu erzwingen. |