Die "wahre Geschichte der Kunst" ist seit 1965 eine andere als die offizielle Geschichte
der Kunst. Ich sehe zwei parallele Zeitachsen vor mir: Eine, an der entlang die
Kunstkritiker, Kunstkäufer, die Galerien und Museen der Moderne entlang hechelten.
Ein teurer, der Religion nahestehender Leerlauf. Dieser Leerlauf klebte an einer
grundlegenden Erfahrung des Kunstinteressierten mit moderner Kunst: Kaufe den unbekannten Wilden.
Jahrzehnte später wird er entdeckt, erkannt, gelobt, berühmt. Das geht so weit,
dass Du
am besten gegen deinen aktuellen Geschmack handelst - irgendwo in der Scheußlichkeit, die
Dir der moderne Künstler präsentiert, steckt sein Potential, den zukünftigen Geschmack
Deiner Gesellschaft zu treffen.
So ein Quatsch. Wer gegen das handelt, was er fühlt, sieht und jetzt und hier glaubt,
setzt seine Seele und seinen Verstand ins Unrecht. Man muss sich wach und genau in der
Gegenwart umschauen, ohne gesellschaftliche Zwänge, und herausdestillieren, was oberhalb
der verkündeten und offiziellen Werte als wertvoll hervorleuchtet. Genau das haben die
Kunstkäufer der Moderne zwischen 1900 und 1965 getan. 1965 irgendwo - auf fünf Jahre
soll es nicht ankommen - ist aufgrund der Erfolge der Dalis, Picassos und Van Goghs, auch
noch von Pollock, Warhol, Lichtenstein und Beuys aus dem unmittelbaren rebellischen Kunsterwerb und
dem Kampf für den Erfolg der modernen Kunst das Gegenteil eines Kampfes gewachsen:
Anstelle der Pioniere entstand ein Geflecht von Vorbetern und Nachbetern, das sich bis
heute (2015) gehalten hat.
Das "Problem" der "wahren Kunst" seit 1965 ist: Sie kostete von 1965 bis 1990 fast nichts,
und danach gar nichts mehr. Sie war zunächst 25 Jahre lang dem Drucken auf Papier gewidmet. Seitdem
bis jetzt spielt sie sich ab auf Mauern - ja, Mauern, also auf öffentlichen Flächen aller
Art - und im Internet. Hier eine Chronologie. Ich nenne jeweils "pars pro
toto" - als bezeichnenden Teil des Ganzen - nur ein Ding, das nach meiner Ansicht
beim Betrachten den betreffenden Zeitgeist und Kunstgeist am direktesten wiedergibt:
Zum
Nomadenkunstartikel über Digitales
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1965 - 1972 Die Jahre der psychodelischen Poster (inkl. Op Art
und Pop Art)
1968 - 1978 Die Kunst der elaborierten politisch-rebellischen Rede (Jerry Rubin.
David Cooper. Rudi Dutschke...)
1978 Das große Jahr des Punk-Designs
(1979 bis 1984 New Wave Design = schicke, aber
auch gute Echos des Punk-Knalls)
1984 - 1994 Der Höhepunkt des künstlerischen Erwachsenen-Comics
1987 - 1995 Die Jahre der amerikanischen Graffiti
1993 - 1999 Die Jahre der deutschen Graffiti
Ab 1990 Die Explosion der Heavy Metal Cover Maler
1993/94 Die zwei Jahre der Fraktale
1995 Das Jahr der Stereogramme
1996 Das Jahr der Texturen
1997 Das Jahr des Morphens
1998 Das Jahr der Fotomosaike
ab 1999 Die Jahre der Kurzanimationen:
GIF, javascript, flash; Gesten- und Objektanimationen mit Linden Scripting
Language (LSL)
Das ist jetzt erst mal "unwissenschaftlich
aus dem Bauch geschwätzt". Ich recherchiere da nicht weiter, außer
"man" gibt mir einen einjährigen honorierten Studienauftrag... ach
so, da müsste ich ein Jahr für den Antrag recherchieren, dass "man"
mir viellllllleiiiicht den Auftrag gibt? Nee. Liebe Ameisen, übernehmt das.
Aber zitiert bitte wenigstens diese erste Anregung.
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