Chris   Mennel
KUNST

Kunstgeschichte
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Die "wahre Geschichte der Kunst" ist seit 1965 eine andere als die offizielle Geschichte der Kunst. Ich sehe zwei parallele Zeitachsen vor mir: Eine, an der entlang die Kunstkritiker, Kunstkäufer, die Galerien und Museen der Moderne entlang hechelten. Ein teurer, der Religion nahestehender Leerlauf. Dieser Leerlauf klebte an einer grundlegenden Erfahrung des Kunstinteressierten mit moderner Kunst: Kaufe den unbekannten Wilden. Jahrzehnte später wird er entdeckt, erkannt, gelobt, berühmt. Das geht so weit, dass Du am besten gegen deinen aktuellen Geschmack handelst - irgendwo in der Scheußlichkeit, die Dir der moderne Künstler präsentiert, steckt sein Potential, den zukünftigen Geschmack Deiner Gesellschaft zu treffen.

So ein Quatsch. Wer gegen das handelt, was er fühlt, sieht und jetzt und hier glaubt, setzt seine Seele und seinen Verstand ins Unrecht. Man muss sich wach und genau in der Gegenwart umschauen, ohne gesellschaftliche Zwänge, und herausdestillieren, was oberhalb der verkündeten und offiziellen Werte als wertvoll hervorleuchtet. Genau das haben die Kunstkäufer der Moderne zwischen 1900 und 1965 getan. 1965 irgendwo - auf fünf Jahre soll es nicht ankommen - ist aufgrund der Erfolge der Dalis, Picassos und Van Goghs, auch noch von Pollock, Warhol, Lichtenstein und Beuys aus dem unmittelbaren rebellischen Kunsterwerb und dem Kampf für den Erfolg der modernen Kunst das Gegenteil eines Kampfes gewachsen: Anstelle der Pioniere entstand ein Geflecht von Vorbetern und Nachbetern, das sich bis heute (2015) gehalten hat.

Das "Problem" der "wahren Kunst" seit 1965 ist: Sie kostete von 1965 bis 1990 fast nichts, und danach gar nichts mehr. Sie war zunächst 25 Jahre lang dem Drucken auf Papier gewidmet. Seitdem bis jetzt spielt sie sich ab auf Mauern - ja, Mauern, also auf öffentlichen Flächen aller Art - und im Internet. Hier eine Chronologie. Ich nenne jeweils "pars pro toto" - als bezeichnenden Teil des Ganzen - nur ein Ding, das nach meiner Ansicht beim Betrachten den betreffenden Zeitgeist und Kunstgeist am direktesten wiedergibt:

Zum Nomadenkunstartikel über Digitales

1965 - 1972  Die Jahre der psychodelischen Poster (inkl. Op Art und Pop Art)

1968 - 1978  Die Kunst der elaborierten politisch-rebellischen Rede (Jerry Rubin. David Cooper. Rudi Dutschke...)

1978  Das große Jahr des Punk-Designs

(1979 bis 1984 New Wave Design = schicke, aber auch gute Echos des Punk-Knalls)

1984 - 1994  Der Höhepunkt des künstlerischen Erwachsenen-Comics

1987 - 1995  Die Jahre der amerikanischen Graffiti

1993 - 1999  Die Jahre der deutschen Graffiti

Ab 1990  Die Explosion der Heavy Metal Cover Maler

1993/94  Die zwei Jahre der Fraktale

1995  Das Jahr der Stereogramme

1996  Das Jahr der Texturen

1997  Das Jahr des Morphens

1998  Das Jahr der Fotomosaike

ab 1999  Die Jahre der Kurzanimationen:
GIF, javascript, flash; Gesten- und Objektanimationen mit Linden Scripting Language (LSL)

Das ist jetzt erst mal "unwissenschaftlich aus dem Bauch geschwätzt". Ich recherchiere da nicht weiter, außer "man" gibt mir einen einjährigen honorierten Studienauftrag... ach so, da müsste ich ein Jahr für den Antrag recherchieren, dass "man" mir viellllllleiiiicht den Auftrag gibt? Nee. Liebe Ameisen, übernehmt das. Aber zitiert bitte wenigstens diese erste Anregung.