Chris   Mennel
KUNST

Antiramsch
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Verkaufen ja, verramschen nein - mein Versuch, als Künstler kein Marktopfer zu werden

Dem stetigen riesigen Fluss und Verfließen der Werke der Welt stemme ich mich entgegen im Bereich der von mir erstellten Werke, indem ich diese während meiner Lebenszeit aufrecht und präsent erhalte.

Damit ich zufrieden bin mit meinen Werken, muss ich sie einer für mich hinreichenden Anzahl von Menschen präsentieren und mich in hinreichend großen Rahmen feiern lassen. Also ich muss mir soziale Resonanz, bei politisch gefärbten Werken auch Relevanz beweisen.

Über Resonanz und Relevanz reden wird jeder Künstler. Das Beweisen ist die Kunst. Den klassischen Beweis besorgt die Presse. Ich gehe nach einiger Mühsal mit der Presse aber einen bequemeren Weg. Das Inszenieren kleiner Veröffentlichungen dahingehend, dass sie als Dokument groß zu sein vermögen, ist mein typischer Weg. Das Arrangieren und aufwertende Besprechen von Dokumenten meiner künstlerischen Aktivität schließt sich an. Ich präsentiere meine Werke in Kleinräumen und interpretiere anschließend Werk und Präsentation so, dass ich persönlich und sozial zufrieden bin. Die Presse taucht dabei auf als Gewürz, nicht als zentraler Zeuge meiner Publikation.

Wenig pressebezogen, in der Finanzierung unabhängig von anderen, vor zumeist kleinem Publikum voranschreitend: Das ist mein Weg - und ich weiß von seiner Lücke: Ich verkaufe nichts. Ich könnte nicht leben von meiner Kunst. Erst der Versuch zu verkaufen lässt den Künstler in der Welt wie wild herumlaufen.

Auch das noch werte ich um: Die Werke bleiben mein Eigentum. Ich rücke kein Original heraus unter einer Million. Also wird mir vermutlich in der ganzen Lebenszeit keiner ein Original abkaufen.

Ich bin ein Freund von Kopien. Mein Ziel ist die schrittweise Präsentation meiner Werke in Büchern. Ja, Bücher: Ich möchte quer durch die digitale Revolution mit ihrer tollen Möglichkeit unter tausend anderen, Bücher in Kleinauflage zu erstellen, hinabsteigen bis zu einer Kunst - sogar einem potentiellen Lebenkönnen - ohne Stromabhängigkeit. Bilder, Poster, Bücher, Skulpturen - Werke ohne Stromstecker halte ich für lecker. Nur Musikkonserven werden Strom brauchen, um gehört zu werden.

Das Ziel ist eine umwegarme Gegenwärtigkeit meiner Werke, so lange ich lebe. Ich versuche zu vermeiden, dass andere meine Werke in ihre Verträge hineinzwingen - und sie dann verramschen. Damit jemand seriös mit meinem Werk umgeht, muss ich ihn nach aller Erfahrung als Dienstleister bezahlen. Ich muss als Autor den Manager beauftragen, statt dass ein Auftraggeber mich vertraglich verpflichtet.

So weit ich die eigenen Werke und die Dokumente des Applauses, den sie erhielten, zugriffsbereit, frei von Auflagen fremder Verwalter um mich habe, erlebe ich mich als freier Künstler. Der möchte ich sein. Klar versuche ich, Publikum zu Auftritten zu ziehen. Selbstverständlich will ich Bücher und Musik verkaufen. Aber das Verkaufen bleibt zweitrangig. Eine Politik gegen Neuheitsgekreisch, Modewahn und Kulturgeplapper, ein Pflegen meiner Werke zur eigenen Erbauung rangiert an erster Stelle.

Chris verramscht sich scheinbar hemmungslos. Da schaut ja keiner genau hin: Auf dem Volksfest Bad Cannstatt 2014.

Innerlich sitze ich lachend neben mir und sage: Gib´s ihnen, gib´s dir, gib Gummi! So herumzufuchteln ist nur an ausgewählten Orten im Staate erlaubt.