Chris   Mennel
KUNST

Vielfalt
Home ] Nach oben ] Text ] Begrüßung ] Atelier ] Nomade ] Gedicht ] [ Vielfalt ] Odyssee ] Verschmelzung ] Recycling ] Gipfel ]

Rede zur Eröffnung der Homepage im Herbst 2011:    Ein Mann, viele Künstler

Ich funktioniere am besten als Ein-Mann-Team. Der Mitwelt werde ich am ehesten verständlich, wenn ich meine Werke als Arbeit einer Gruppe vorstelle. Ich erlebe mich als mehrere Gebilde, die leichter miteinander leben, indem sie sich als unabhängig empfinden und unabhängig gebärden voneinander.

Wir alle, das ganze Team "Chris Mi-ma-mo-mu-mennel", werden ab den Mitten unseres Weges Gemeinsamkeiten zueinander erkennen. Am Schluss unserer Wege werden wir zusammenkommen - falls wir so lange leben. Aber das wird erst am Fuß des Berges sein - und zuvor werden wir der Meinung sein und sie auch leben, dieser Meinung, dass wir eigene Berge türmen, im Türmen der Berge sie selbstständig ersteigen, unterschiedliche Gipfelfeste feiern, uns vielfach und getrennt voneinander besinnen auf die Endlichkeit des Gipfelglanzes - und auch noch jeder für sich kontrolliert hinabzusteigen versuchen.

Bin ich da aus dem Ruder geraten? Zerspalten? Halb wahnsinnig? Mag sein :-) Das Leben vieler meiner Mitmenschen gerät nach meinem Eindruck aber durch den Versuch aus dem Ruder, sich ganz unter ein Dach zu bringen. Meine Mitmenschen streben und erreichen etwas und sitzen dann gestresst im Erreichten - "Oh, da wollte ich doch hin, aber das ist es nun gar nicht" - oder sie streichen unter wachsenden Vorwürfen an sich, an das Leben, das Schicksal und die andern am Angestrebten vorbei, verpassen es, scheitern davor - "Das wäre es gewesen, und ich bin ein Wurm, weil ich da nicht bin". Aus dem Ruder geraten sind diejenigen, die im Vorwurf an ihr Schicksal verharren, aus dem Ruder geraten erlebe ich aber hinter einem Zuviel an Geld oder Zuviel an Aufforderung, verantwortlich zu entscheiden, auch Reiche und gesellschaftlich Anerkannte.

Grundlegende Erkenntnisse, wie verlogen, mal absichtlich, mal instinktiv, mal aus Trottelei fast alle Mitmenschen zueinander leben, sich Gesellschaften zueinander darstellen, Kinder erzogen werden - und wie falsch fast alle Vorstellungen, Angebote, Aufforderungen und Werbungen sind, wie man zu leben hätte - solche grundlegenden Erkenntnisse - man kann darüber streiten, ob ich da etwas erkenne oder ob diese Sichtweise eine Erfindung ist - lassen mich Nomade bleiben, der mit Liebesbereitschaft an vieles rasch herantritt, aber seine Skepsis lange behält, ob da eine Beziehung möglich ist.

Wenn man etwas soviel hat, dass dieses Viele die meiste Zeit beansprucht, dann ist es aus dem Ruder geraten. Wenn man es nicht schafft, dieses Viele wieder abzubauen und mit diesem Abbau einverstanden zu sein, bleibt man aus dem Ruder gelaufen. Das ist jetzt ein abstrakter Satz. Geld des Multimillionärs, Anzahl der Kinder, Applaus beim Star, Arbeitsaufträge als Handwerker - es fällt eben viel unter "Viel".
.................................................................................

Ich bin ein multiples Angebot. Rückblickend erkenne ich in meinem Ansatz, stetig zu spielen zu versuchen - also nicht zu scheitern, wenn ein Teilleben von mir scheitern würde - als den Weg, der mir eine gewisse Kontrolle, ein halbwegs geordnetes Aufbauen gab und mich dann auch bis zum Hinstellen, Stehenlassen, Weggehenkönnen gelangen ließ. Das ist ein übergreifender Satz. So übergreifend habe ich aber wohl navigiert, und es hat funktioniert. Es hat funktioniert nur durch Zufall: Ich lebte lange weitgehend gesund. Ich verdiente nebenbei mein Geld. Die digitale Technik gab mir Hilfestellung. Deutschland ist eine halbwegs komfortable Provinz.

Nun steht sie da, diese stolze Homepage "Selbsterklärungen". Ein persönliches Portal, bei dem sich schon auf der Startseite überblicken lässt: Der Typ verkauft einen Gemischtladen, das ist kein Einzelhändler. Und die Maßgabe der Wege, der Vielfalt und der jeweiligen Menge meines Angebotes war mein innerliches Hineinstreben und dann auch Sattsein in einem Kunstsegment: Drei Stereogramme, dreißig Mosaikbilder, dreihundert Endlosfilme, dreihundert Fraktale, achthundert Gemälde, zweitausened manipulierte Fotos, fünftausend gradlinige Fotos, Neuntausend Snapshots aus der virtuellen Welt... und fünf Museen, die das alles in sich aufnehmen und lustvoll präsentieren. Wow.

(In Ausschnitten findet sich dieser Text auch bei Wort-Land)