„Ich bin stationär". „Ich will
überhaupt nicht wandern". „Ich bin konsequent und treu". Denke
zumindest ich. Doch da ist eine zweite Spur: „Jetzt habe ich das ausgereizt.
Was soll da noch kommen?" „Das ist nahezu perfekt. Das kann vielleicht
noch mehr werden. Aber besser schafft es nicht mehr zu werden." „Das ist
rund, das ist jetzt einen Bogen gelaufen, und das ist groß so."
Linus Torvalds sagte sowas irgendwo bei der
Version 2.6 des Kernels seines Betriebssystems Linux: „Klar gibt es Gründe, gar
Zwänge, Linux weiterzuentwickeln. Aber jetzt im Moment ist es durchschaubar,
kompakt, und läuft enorm sicher - das wird bei der Weiterentwicklung
verlorengehen." Bedauern schwang in seiner Stimme mit - behaupte ich.
Zu diesen Nomaden gehöre ich: Die sich mit
Bedauern bewegen. Sie streichen der verflossenen Freundin traurig über das
Haar. Sie pflegen Wegstationen mit Liebe: Warum konnte ich da nicht bleiben? Sie
wissen jedoch: Ihre Lebensstationen konnten ihnen kaum mehr schenken als das,
was sie ihnen eben geschenkt hatten.
Ein Ding, ein Angebot, eine Situation hat eine
bestimmte Fülle. Eine Qualität und eine Quantität, und mehr steckt nicht
drin. Wenn ich einen Lebensraum betrete, erschließt sich mir blitzartig eine
frühe Ahnung, was seine Substanz ist: Wie groß, wie lang, wie wichtig für
mich.
Überhaupt die Zeiten, in denen man einen
Lebensraum betritt: Eine Liebschaft. Einen Workshop. Eine künstlerische Technik
und Richtung. Eine Reise in eine neue Region. Einen Beruf. Ein Studium. Ein
Zimmer, das man bezieht, mit einem Ort drumherum, den man nicht kennt. Den
Versuch einer Ehe. Die Gründung, das Proben und die ersten Auftritte einer
Band. Das ist alles so gigantisch!
Lass es uns langsam, ganz langsam, das erste Mal
tun. Wo es intensiv ist, da lass uns versuchen, lange dabei zu sein. Bis zur
Erschöpfung versuche ich die Phasen der Naivität, der professionellen Unschuld
zu dehnen. Denn sie sind jeweils einmalig. Nichts wird später über ihre
Größe hinausgehen. Die Macken, die Fehler, die Trampelei sind dabei. Sie sind
schlecht verkaufbar, aber innerlich werden sie fünf oder acht oder zehn von
zwanzig Stufen sein, die sich überhaupt gehen ließen: Die Phasen des Eroberns,
des Beginnens, des Staunens und erstmaligen Genießens.
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Das hier ist ein
Blütengeschenk, das nur wenige Tage im Jahr so bleibt - sagen wir, ein
Hundertstel des Jahres, also 3,65 Tage während des Frühlings: Die Bäume in der
Marbacher Straße in Zuffenhausen blühen, haben aber noch keine Blätter.
Passend ist hier die
sonstige Symbolik: Dieses grüne Rondell, ein Inselchen im Asphalt. Das
Stationäre des Baums: "Hier muss ich klarkommen". Ein "Anderswo" gibt es nicht.
"Und soeben schlägt meine Stunde als Baum: Ein kurzer explosiver Moment voller rosiger
Blüten. Davor ist Kahlheit, danach kommen Blätter. Nur jetzt, nur hier, und dann
lange nicht: Stehe ich mit schönem Gesicht."
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